Ein gutes Gefühl für sein Gleichgewicht ist ein großer Beitrag zum Schussergebnis. Wie sehr wir unbewußt ständig Schwanken ist vielen nicht bewusst. Stellt man sich hinter einem Schützen und beobachtet seinen Kopf kann man gut erkennen, dass 2-5cm Bewegung durchaus ormal sind.
Für unseren Zielvorgang ist das hinterlich. Das Gewehr, die Pistole, gehen diese paar Zentimeter mit. Unser Auge erkennt diese Abweichung und wir steuern mehrere Muskelbereiche im Rumpf und Arm um diese auszugleichen. Dann schwankt man in die Gegenrichtung und wieder feuern unsere Nerven in die Muskeln:"alles zurück".
Du wackelst nicht? Gibts nicht! Wir machen gleich einen Test. Zuvor reden wir, zum besseren Verständnis, kurz über unseren Gleichgewichtssinn. Dieser bezieht seine "Daten" aus mehreren Körperregionen und Sinnesorganen:
Es können somit Lageänderungen, Winkeländerung und Beschleunigung im dreidimensionalen Raum erfasst werden. Damit wir nicht den ganzen Tag damit beschäftigt sind, diese Signale zu interpretieren und Muskelbewegungen auszulösen, übernehmen das Kleinhirn und das Rückenmark völlig unbewusst diese Arbeit des Balancierens. Das haben wir als Krabbelkind erlernt und verfeinern diese Technik immer wieder (Beispiel Fahrradfahren erlernen, Slackline, etc.).
Wir Schützen können unseren Gleichgewichtssinn ebenso für unsere Zwecke trainieren. Zurst der Test. Kleben wir ein PostIt, ein kleines Papier mit einer Ecke nach oben in Augenhöhe an eine Fensterscheibe. Wir stellen uns so nah als möglich an das Fenster und "zielen" mit unserem Schießauge über die obere Ecke ein gegenüberliegendes Haus, einen Baum, oder was auch immer, an. Wir erkennen kleine, andauernde Bewegungen.
Fühle nach einer Weile bewusst deine Fußsohlen und schließe die Augen. Keine Überraschung - das Auschalten einen wichtigen Gleichgewichtsorgans sorgt sofort für eine sehr deutliche Zunahme des Schwankens!
Ich leite hieraus meine Theorie ab, dass zu viele Blenden an den Schießbrillen dieses Organ bei einer sehr wichtigen Aufgabe behindern! Meine Schießbrille habe ich dahingehend optimiert. Das nichtzielende Auge ist nur dort abgedeckt wo es die Zielscheibe sehen würde. Die Irisblende hat den kleinstmöglichen Rahmen.Unten gibt es ein Bild von ihr.
Die Reaktionszeit und die Sensibilität unseres Gleichgewichtssinnes können wir wunderbar weiter trainieren. Dazu strecken wir nebenbei unseren vorderen Oberschenkelmuskel (Quadriceps femoris), der sonst vom vielen Sitzen immer etwas verkürzt ist mit einer Grundübung. Flache Schuhe anziehen, später barfuß, greifen wir mit der rechten Hand unseren rechten Knöchel und ziehen diesen an das Becken heran. Wir bleiben nun auf dem linken Bein für eine Minute stehen. Danach Wechsel auf die andere Seite. Ich mache das jeden Abend beim Zähneputzen und wechsle viermal: Oben links, unten links, oben rechts, unten rechts. Okay, das erscheint bei den ersten Versuchen unmöglich. Ich verspreche, nach drei vier Tagen klappt es langsam! Das Zähneputzen lenkt uns, wie das Schießen auch, vom bewussten Balancieren ab. Dafür sollen mal schön das unbewusst arbeitende Rückenmark und Kleinhirn in die Gänge kommen. Es gibt hier noch weitere "Ausbaustufen", aber die Pandemie dauert ja auch noch an...
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